Wetterextreme und Gewalt
Aktuelle Zahlen und Fakten (Quelle: UN)
- 5,4 Millionen Menschen sind von Nahrungsknappheit betroffen
- 2,6 Millionen Menschen sind intern vertrieben
- 1,2 Millionen Kinder sind mangelernährt
Wetterextreme am Horn von Afrika
Millionen Menschen am Horn von Afrika leiden immer häufiger unter langanhaltenden Dürren, in denen die Ernten vertrocknen und das Vieh verendet. In 2011 war Somalia von einer schrecklichen Hungerkatastrophe betroffen, die etwa 260.000 Menschen das Leben kostete. In 2017 mussten mehr als eine halbe Million Menschen in andere Landesteile fliehen, weil sie durch die Dürre ihre Lebensgrundlage verloren.
Doch damit nicht genug: auch die ersehnten Regenfälle kommen in Teilen des Landes häufig als Naturkatastrophe daher und verursachen verheerende Überschwemmungen. Im Frühjahr 2018 kam es in Somalia nach Monaten der Dürre zu schweren Niederschlägen, die ganze Landstriche überflutet haben. Hunderttausende verloren ihr gesamtes Hab und Gut oder wurden durch die Wassermassen aus ihren Dörfern vertrieben.
Die zunehmenden Wetterkapriolen machen das Leben der Menschen immer schwieriger. „Die Regenperioden wandeln sich. Sie werden immer unzuverlässiger, kommen mit enormer Intensität oder bleiben ganz aus, so wie es aktuell der Fall ist. Das ganze Klima ist aus den Fugen geraten. Mit diesen Extremen zu leben ist eine immense Herausforderung für die Menschen in der Region“, berichtet Teresa Mayr, zuständige Projektkoordinatorin der Diakonie Katastrophenhilfe.
+++ ÜBERSCHWEMMUNGEN IN SOMALIA +++
Die aktuelle Regenzeit in Somalia fällt auch heuer wieder heftig aus und hat bereits jetzt verheerende Schäden angerichtet. Massive Überschwemmungen im Süden und Zentrum des Landes, vor allem in der Stadt Belet Weyne im Bundesstaat Hirshabelle, haben ihre ersten Todesopfer gefordert und laut UN über 370.000 Menschen dazu gezwungen aus ihren Häusern in Notlager fliehen.
Unsere lokale Partnerorganisation vor Ort, SYDP, hat bereits eine Trinkwasseraufbereitungsanlage für die von den Überschwemmungen betroffene Bevölkerung aufgestellt und in Betrieb genommen.
Ohne Ernte keine Perspektive
Doch das extreme Klima ist nicht die einzige Herausforderung der Bevölkerung. In Somalia herrscht seit fast 30 Jahren Bürgerkrieg. Eine im gesamten Land anerkannte Regierung gibt es nicht, weite Teile des Landes werden von Clans und der militanten Al Shabaab beherrscht.
Verlieren Viehhirten und Bauern durch ausfallende Ernten ihre Lebensgrundlage, so reichen die Folgen mangels staatlicher Strukturen und Einrichtungen in alle Lebensbereiche: Millionen Menschen in Somalia haben keinerlei Gesundheitsversorgung. Nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jedes siebte Kind stirbt noch vor dem fünften Lebensjahr, häufig an leicht vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall oder Malaria. Etwa 1,8 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren gehen nicht zur Schule. In Somalia fehlt den Menschen fast alles, was sie zum Leben brauchen: Nahrung, Wasser, ein festes Dach, Sicherheit, Chancen und Perspektiven.
Hungernotstand in Teilen des Südsudan
Gründe für die massive Nahrungsmittelkrise im Südsudan sind die andauernden Konflikte, die Menschen in die Flucht treiben. Hinzu kommt, dass Straßen aus Sicherheitsgründen blockiert oder nur unter erheblichen Risiken passierbar sind. Auch die hohe Inflation trägt dazu bei, dass Menschen flüchten. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mais, Sorghum oder Bohnen sind stark gestiegen und werden dadurch für viele Menschen unbezahlbar. Durch den andauernden Konflikt spitzt sich die ohnehin schwierige Versorgungslage im Südsudan weiter zu. Durch die Flucht können die Vertriebenen ihre Felder nicht mehr bestellen oder abernten. Zudem meiden Händler aus Angst vor Angriffen die Kampfgebiete, so dass einige lokale Märkte leer bleiben.Diakonie leistet Katastrophenvorsorge und Nothilfe
In besonders schwer betroffenen Regionen leistet die Diakonie bereits Nothilfe über ihr Netzwerk von lokalen Partnerorganisationen. Im Südsudan wird das Schulspeisungsprogram für Kinder und Jugendliche weiter ausgebaut (mehr als 15.000 Kinder erhalten so täglich eine warme Mahlzeit), Projekte zur Gesundheitsvorsorge gestartet und Gutscheinkarten zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung verteilt. In Somalia hilft die Diakonie Katastrophenhilfe in Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation SYDP den Zugang zu Wasser zu sichern. Um die Wasserversorgung langfristig zu verbessern, werden in mehreren Gemeinden Flachbrunnen und Bohrlöcher ausgebessert, lokale Wasserkomitees in der Instandhaltung geschult und Bewässerungskanäle erneuert. Die Einwohner der begünstigten Gemeinden werden durch Cash-for-Work an den Bauarbeiten beteiligt und können dadurch ihr Einkommen aufbessern. Zudem werden Wasseraufbereitungsanlagen aufgestellt, damit die Bevölkerung bei Überschwmemungen sauberes Trinkwasser zur verfügung hat. In den Vertriebenen-Camps in Somalia verbessert die Diakonie Katastrophenhilfe außerdem zusammen mit ihrer Partnerorganisation Daryeel Bulsho Guud (DBG) den Zugang zu Schulbildung für Vertriebene und errichtet temporäre Lernstätten. Mit Gutscheinen für Schulgebühren und Lernmaterialen erhalten Kinder, vor allem Mädchen, in den Camps die Möglichkeit einer schulischen Grundbildung – ein wichtiger Schritt um sogenannten verlorenen Generationen vorzubeugen.
So können Sie helfen
Schon jetzt ist absehbar, dass Dürre die humanitäre Notsituation der Menschen in weiten Teilen Ostafrikas auch heuer weiter verschlechtern wird. Damit die Hilfsmaßnahmen laufend erweitert werden können, sind die lokalen Partnerorganisationen der Diakonie auf Spenden angewiesen.
- Mit 16 Euro kann eine Familie sechs Monate lang mit Trinkwasser-Reinigungstabletten versorgt werden.
- 69 Euro decken die Schulgebühren eines Kindes für ein Jahr.
- 80 Euro als Bargeldhilfe können einer Familie mit sechs Personen einen Monat lang das Überleben sichern.